Am 07.08.2012 09:12, schrieb Gerald S.:
> Michael Hanisch:
>
>> Ich hab mir meine Couch und mein Bett auch liefern lassen. Aber vorher
>> war ich dort und bin probegesessen/gelegen, bzw. habs mir in Natura
>> angeschaut.
>
> Nochmal: Ich finde den IKEA-Bus gut. Es sollte sogar Gesetz werden, dass
> Betriebe, falls kein adäquater ÖV-Anschluss vorhanden ist, einen
> Shuttledienst für ihre Angestellten/Kunden betreiben müssen!
Dann sind wir ja eh einer Meinung.
>> Selbstverständlich sollte man die Kinder entsprechend erziehen. Du wirst
>> aber niemandem davon abbringen mit dem Auto zu fahren, wenn die
>> Alternative entsprechend unattraktiv ist.
>
> Siehst du: Genau das ist das Problem! "Attraktiv" ist kein objektives
> Kriterium, sondern ein psychisches. Wenn man 50 Jahren lang den Leuten
> erzählt, wie cool ein Auto nicht ist, glauben sie es auch und blenden
> sämtliche Nachteile aus.
>
> Genauso gut kann ich den Leuten aber auch die Wahrheit erzählen und das
> Auto damit emotional zurecht rücken.
Ganz so ist es auch nicht. Ich bin jetzt 41 und erst seit vier Monaten
Führerscheinbesitzer. Ich bin wohl in Wien aufgewachsen und lebe auch
jetzt hier. Zwischen 1994 und 1999 hab ich im heutigen Bad Erlach
gewohnt, aber in Wien gearbeitet... ohne Auto. Dort hab ich zugeschaut,
wie kurz nach der Erhebung zum Markt 1996 systematisch der Einzelhandel
vom Ortszentrum an den Ortsrand gewandert ist. Wir zwei Erwachsenen mit
unserem 1993 geborenen Sohn haben jeden Weg zufuß oder mit dem Fahrrad
zurück gelegt. Ich bin ja nicht einmal in Urlaub geflogen, sondern sogar
mit dem Zug bis nach Norwegen gefahren.
Meine Biographie wird hier wahrscheinlich niemanden interessieren. Ich
hab einen guten Grund, warum ich jetzt einen Führerschein habe und mir
nächstes Jahr wahrscheinlich ein Auto zulegen werde. Kaiser Erwin hat
nachhaltig den öffentlichen Verkehr abgedreht. Und niemand versucht auch
nur ansatzweise was dran zu ändern. Die Grünen in Wien bringen in
Wirklichkeit auch nichts weiter. Außer blöd blinkenden Ampeln und der
Propaganda für Carsharing* hat sich nicht viel getan (unendlich lange
Liste absichtlich weggelassen). Nachdem ich also viele meiner
Ausflugsziele oder auch das Haus meiner Eltern, und das meiner
Schwiegermutter nicht mehr oder nicht mehr sinnvoll öffentlich erreichen
kann, hab ich völlig unemotional entschieden mich auch am Autowahnsinn
zu beteiligen. Und leisten können wir uns das allemal. Da müssten die
Kosten in den nächsten Jahren wirklich massiv steigen, dass sich der
Durchschnittshaushalt kein Auto leisten kann. Und daran glaub ich nicht.
Eher wird man Geld aus dem Sozialsystem abziehen um damit den
Treibstoffpreis zu stützen als wieder ein ordentliches öffentliches
Verkehrsnetz in der Region aufzubauen. Geld auf die Bevölkerung
auszuschütten ist halt um einiges einfacher (ich schreib absichtlich
"einfacher" und nicht "billiger", weil ich letzteres nicht beurteilen
kann) als Strukturen zu schaffen/zu erhalten (siehe Kindergärten, etc.).
* Das "richtige" Carsharing, wie es bisher Denzel angeboten hat, halte
ich für sinnvoll. Die Car2Go-Autos sind reine Konkurrenz für den
öffentlichen Verkehr. Ich kenn einen ganzen Haufen Leute, die seit es
das gibt, nicht mehr mit der Bim in die Arbeit fahren. Hier hätte ich
mir als Wähler ein entschiedenes Auftreten der Grünen gewünscht.
> Alleine die Tatsache, dass ein Durchschnittshaushalt mit Auto rund 40 %
> der Einnahmen nur für's Auto wieder ausgibt, macht es in meinen Augen
> extrem unattraktiv.
Woher hast Du diese Zahl? Wir sind beide im öffentlichen Dienst tätig
und uns wird das Auto deutlich weniger als 20% des Haushaltseinkommens
kosten. Und da hab ich die Kosten des Autos der Familie meiner Schwester
als Grundlage hergenommen. Die Herrschaften wohnen in Kloburg und legen
den Großteil der Wege mit dem Auto zurück.
LG M
--
Michael Hanisch - 1070 Wien
http://www.michaelhanisch.at
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