Daneben wurden kürzlich aus Frankfurt am Main etliche P-Wagen
übernommen, die trotz ihres erheblichen Alters in einem guten Zustand
sind und in einem gefälligen hellrot-cremfarbenen Lack daherkommen. Zwar
sind sie mit ihren Kunstlerder-Sitzbänken recht komfortabel - auch auf
längeren Strecken. Als für die U-Bahn ausgerüstete Hochflurwagen mit
Klapptrittstufen aber für ein Netz, wo man oft mitten auf der Straße
aussteigt, nicht sehr gut geeignet. Und ob man mit den
wartungsaufwändigen Klapptrittsstufen und der komplizierten Elektrik der
Düwags auf Dauer eine Freude haben wird - ich bin sehr skeptisch.
Das Häuschen auf dem Bild ist übrigens der Dispatcher-Posten auf dem
zentralen Rynek / Marktplatz in Katowice, wo sich viele Linien in alle
Richtungen verzweigen. Außerdem ist es eine beliebte Nachfüllstation für
die Wasserflaschen und Tee-/ Kaffeehäferln des Fahrpersonals. Die Wagen
werden derweil kurz mitsamt den Fahrgästen abgestellt - wenn' sein muss,
auch mitten auf der Kreuzung. Und das Schöne ist: Niemanden regt das
auf. Auskünfte gibt's bei der freundlichen Frau Dispatcher übrigens
auch, Fahrkarten am Automaten nebenan. Und zur Beschaffung des in Polen
stets äußerst knappen Kleingeldes wende man sich am besten an die
umliegenden Marktstände oder Geschäfte. Oder einfach an den nächsten
Passanten.
Weil wir gerade beim Thema Fahrscheine sind: Ich bin einmal während
meines dreitägigen Aufenthaltes kontrolliert worden - von einem älteren
Herrn, der meine 24-Stunden-Netzkarte (gilt automatisch für alle Zonen,
einzelne Fahrscheine gelten nach dem einfachen Prinzip 1, 2 oder 3+
Städte) genau gemustert hat und dann die Stirn gerunzelt hat: Der vom
abenteuerlichst installierten Entwerter in einem klapprigen
Gebraucht-Bus (dazu später mehr) aufgedruckte Entwerterstempel war
falsch. Gottseidank hatte ich den Fahrschein am Automaten gekauft, der
Datum und Uhrzeit des Verkaufs aufdruckt. Nach einigem Kopfzerbrechen
hat der freundliche Kontrollor gemeint, das sei ja gar nicht möglich:
Die Fahrkarte ist laut Entwerter gestempelt worden, bevor sie überhaupt
verkauft wurde. "Also alles in Ordnung und so ein Mist, der Entwerter.
- Ah, im Bus haben Sie gestempelt, in einem privaten noch dazu. Na da
wundert mich nichts mehr. - Gute Fahrt noch und entschuldigen Sie."
--
Daniel Kortschak
Wendgasse 3/11
1160 Wien
Austria
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