[NO] Trondheim

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Besonders "ans Herz gewachsen" ist mir der Straßenbahnbetrieb von Trondheim.
Er hat eine sehr abwechslungsreiche Geschichte hinter sich, bestand in
seiner Blütezeit aus 3 Stadtlinien und einer Überlandlinie, der
Gråkallbanen, und war von 1987 bis 1990 bereits komplett eingestellt.
1990 konnte ein private Gesellschaft die Überreste der Gråkallbanen
übernehmen und betreibt seitdem diese verbliebene Linie mit geringsten
Mitteln sehr erfolgreich.

Bild 1 zeigt Wagen 96 in der stadtseitigen Endstation "St.-Olav's-Gate".
Diese Gelenkwagen Baujahr 1984/85 sind eine Spezialkonstruktion von
"Linke-Hofman-Busch" (Meterspur und 2,60 m Wagenbreite(!)) und haben
eigentlich erst die Wiedereröffnung ermöglicht, da man nach der Einstellung
keinen Käufer dafür gefunden hatte und es ein Skandal gewesen wäre, 2-3
Jahre alte Wagen zu verschrotten.

Bild 2 zeigt Wagen 94 im Betriebsbahnhof Munkvoll. Der neue Betriebsbahnhof
war auch ein Grund für die - zuerst halbherzige - Wiedereröffnung 1990: Er
wurde erst 1983 errichtet und hätte, mitten in den Bergen gelegen, sonst
keinen Verwendungszweck gefunden... Auf diesem Bild gut zu erkennen, ist die
schmale Spurweite unter dem wuchtigen Wagenkasten.

Bild 3 zeigt die historischen Wagen 22 und 29 des Trondheimer
Straßenbahnmuseums. Beachtlich ist, dass von allen jemals im Einsatz
stehenden Wagen, mindestens einer betriebsfähig im Museum steht. Insgesamt
sind es 13 Trieb- und 6 Beiwagen. Zum Vergleich: der reguläre Betrieb
verfügt über 11 Gelenkwagen, von denen zu Spitzenzeiten (15-Min.-Takt)
4 im Einsatz sind! (Regulär wird alle 30 Min. gefahren).

Ebenfalls beachtlich ist, dass sich die Bahn trotz aller Handicaps (geringer
Takt, stadtseitige Endstation zu Fuß ca. 10 Min. außerhalb des Zentrums)
einer großen Beliebtheit erfreut und jährlich rund 1 Mio. Fahrgäste
transportiert.
Mittlerweile ist auch die Stadt der Straßenbahn gegenüber nicht mehr negativ
eingestellt und würde sogar eine Verlängerung in die Innenstadt genehmigen,
was natürlich noch mehr Fahrgäste bringen würde. Allerdings gibt's derzeit
kein Geld dafür - ein Investor wird gesucht.

[OT] Ehrlichgesagt verstehe ich es nicht ganz, dass es in Norwegen solche
Geldprobleme gibt, nachdem dort alles doppelt bis 4-fach so teuer ist, wie
bei uns. Ein Menü "unter den 2 goldenen Bögen" ;-) kommt dort auf
umgerechnet 12 €, eine Pizza auf 17 €, eine Tageskarte in Oslo oder
Trondheim 7,40 €, in Bergen sogar 13,50 €. [/OT]

Dazu fällt mir noch ein bissiger Kommentar zu Oslo ein, das ja momentan
plant, seine Straßenbahnen großteils einzustellen. Die Stadt sollte
eigentlich von Trondheim vorgewarnt sein: Die 3 Trondheimer Stadtlinien
verkehrten in ihrer Blütezeit den ganzen Tag im 6-Min.-Takt. Nachdem im
Jahre 1968 aus Spargründen die Linie 3 eingestellt wurde, gingen von einem
Tag auf den anderen 1/3 der Fahrgäste verloren (1967: 11 Mio., 1969: 7 Mio.
Mit Einstellung der Linie 2, 1983, sackten die Fahrgastzahlen auf überhaupt
nur mehr 3 Mio. ab. Heute werden die 3 Stadtlinien mit Bussen zu Spitzen-
zeiten im 30-Minuten-Takt, ansonsten im 60-Minuten-Takt betrieben. :-(

Hier ist nochmal der Link zum gesamten Bericht:
http://www.stvkr-berichte.tk

Hinweise und Korrekturen sind willkommen! (Ich kann mich mittlerweile
nicht mehr an alle Details exakt erinnern... :-) )

Grüße
Roland