Grosse Anzeigen, nicht nur in D-FR (war: [D-FR] Freiburg III)

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Liebe Nahverkehrsfreunde,

Stefan Walter schrieb über Freiburger Wägen:

>2) die brosekästen: reicht da nicht ein ein-nummern-breiter? weil die
>beiden dinger (combino und GT8Z) sehen damit potthässlich aus. die GT8Z
>sowieso, aber die combinos sind ja an und für sich designmässig gelungen.

Wieder einmal eine Diskussion über Geschmäcker, und wieder einmal scheint
meiner anders zu sein :-) Die GT8Z sind ein vom Design ein Kapitel für
sich, aber vergessen wir nicht, daß sie zu den ganz wenigen völlig
problemlosen frühen Niederflurwägen gehören -- was ich zu einem großen
Teil dem Verzicht auf Überkandideltes zuschreibe.

Bei den Combinos kann ich beim besten Willen nichts Aussetzenswertes
entdecken, was die Frontgestaltung betrifft. Wollen wir es möglichst
sachlich halten: Form follows function. Dieses Prinzip, glaube ich,
unterstützen die meisten von uns ebenso wie eine dominante Linien- und
Zielanzeige, insbesondere bei einem Netz wie in Freiburg, wo zwischen
Bertoldsbrunnen und Technischem Rathaus alle Linien parallel fahren.
Wer von uns vermißt nicht die abgesetzte Linienanzeige bei den Ulfis,
die nicht nur mit einer Wiener Tradition brechen, sondern auch das Ende
einer bisher vorbildlichen Erkennbarkeit der Liniennummer bedeuten?

Die leicht nach vorne geneigte Anzeige des Combino -- wieder ein
*objektiv* vorteilhaft gestaltetes Element, unabhängig von
designerischen Aspekten -- macht diesen Typ doch prädestiniert,
Ziel- und Liniensignalanzeige den ihr zustehenden Raum beizumessen.

Weniger sachlich betracht bin ich umso schockierter, daß in Basel
die Combinos mit kaum zu lesenden Matrixanzeigen abgeliefert werden --
in einer Stadt, wo selbst die Gegenstücke zu unseren E/E1-Motorwägen
(und noch deren Nachfolger, die Guggumere ["Gurkerln" :-)] einen von
der Genialität her mit unserer Blechscheibe vergleichbaren, sehr
großen Kasten für die Liniennummer aufweisen, die noch dazu in einer
für diesen Zweck extrem gelungenen Schrift gesetzt ist, die stark
der "Trebuchet MS" ähnelt¹. Seufz, jetzt halten die unleserlichen und
ob der Pünktchenhaufen notwendigerweise mies gestalteten Ziel- und
Linienanzeigen auch in der Schweiz Einzug :-(

¹ siehe Attachment: Es zeigt 603+617 am Marktplatz im Herzen
Basels; die Aufnahme stammt vom 27.09.1999.

>3) wie weit ist die LCD-technik, dass noch keine farben angezeigt werden
>können? ich glaub nicht dass ein farb-lcd mehr als dieser kastenaufbau
>gekostet hätte.

Mag sein, daß die Technik mit in Matrizen angeordneten, leuchtenden oder
beleuchteten Punkten welcher Ausprägung auch immer in der Zwischenzeit
weit genug ist -- aber wozu?

In einer Stadt wie Freiburg kommt man wohl auf die Lebensdauer der
Wägen mit den Liniennummern 1 bis 20 aus; wenn's hübsch sein soll,
auch noch in durchgestrichener Form, von mir aus noch mit besonderen
Signalen dazu (Freiburg hat unter anderem ein "Fußballsignal" für
entsprechende Einsätze). Ein Broseband, das nur Liniennummern mit
Farben aufweist, wird somit wohl auf Lebenszeit nicht ausgetauscht
werden müssen.

Der Lesbarkeits- und gestalterische Vorteil von Gedrucktem gegenüber
Punkthaufen liegt ja wohl auf der Hand. So kann ich gerade mit der
Freiburger Lösung -- Broseband für "stabile" Liniennummern, Matrix-
Anzeige für ggf. anzupassende Ziele als, seufz, wohl notwendiges
Übel -- eigentlich ganz gut leben.

Hier sind viele Mitschreiber ganz erpicht auf Aspekte des Aussehens --
was macht einen Wagen hübsch, was schiach? Sind Euch denn in diesem
Kontext typographische Angelegenheiten, die gerade der Benützbarkeit
zugute kommen, dermaßen wurscht? Was nützt mir als jemandem, dem
Straßenbahnen nicht nur gefallen, sondern der sie auch benützt,
ein Wagen von der (kontroversiell zu betrachtenden) Genialität eines
Hannoveraner 2000ers oder einer Strasbourger Eurotram, wenn jedes
Mal vor Benützung das heitere "Wohin fährst Du?"-Rätselraten
ausbricht? Letztere Wagengattung hat übrigens ihre ursprünglichen
Matrixanzeigen durch (farbcodierte) Brosebänder ersetzt bekommen,
weil die hinter der verkappten Spiegel-Frontscheibe zumindest ein
bisserl besser les- und erkennbar sind!

Ändern könnte sich das alles natürlich mit Plasmaanzeigen, die eh
schon in den Startlöchern stecken, aber ein paar Jährchen wird's
bis zur Serienreife mit vernünftigen Preisen wohl noch dauern.

Wie auch immer -- danke an Daniel Kortschak für die Bilder von seiner
Reise!

Liebe Grüße,
Wolfgang

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