Hallo zusammen,
> Clemens:
>
> Ist der in Österreich bzw. in der EU
> zulassungsfähig?
>
> Ich frag nur, weil § 4 KfG da was anderes sagt:
>
> (6) Die Abmessungen von Kraftfahrzeugen und
> Anhängern dürfen nicht überschreiten
>
> 3. eine größte Länge von [...]
> b) bei Gelenkkraftfahrzeugen 18,00 m,
> c) bei Gelenkbussen 18,75 m,
> d) bei zweiachsigen Omnibussen 13,50 m,
> e) bei Omnibussen mit mehr als zwei Achsen 15,00 m.
korrekt, das sind die m.W. EU-weit gültigen Höchstmaße. Für
darüberhinausgehende Längen muss man eine Sondergenehmigung beantragen.
Bezogen auf den wie erwähnt 19,5 Meter langen CapaCity hat Mercedes in
Deutschland das bereits zur Markteinführung bundesweit erledigt und in allen
Bundesländern eine Ausnahmegenehmigung erhalten, so dass keine spezielle
Genehmigung für einzelne Fahrzeuge oder Routen mehr erforderlich ist.
> Gerald K.:
>
> In Deutschland, z.B. Stuttgart, fahren schon die
> ersten Serienwagen herum. Manuel kann da aber sicher
> noch mehr dazu schreiben bzw. die Stuttgarter Wagen
> vorstellen
> ;-))
Na dann nehme ich den Ball doch mal auf ;-)
Der CapaCity, auch als O 530 GL bezeichnet, setzt sich im Prinzip aus dem
Vorderwagen des normalen Citaro-Gelenkbusses und ab dem Gelenk dem Heck des
15 Meter langen Dreiachser-Solowagens zusammen, macht also in Summe vier
Achsen und 19,5 Meter Länge. Erstmals vorgestellt wurde das Konzept bereits
auf den Mercedes Omnibus-Tagen im November 2005. Neu an dem Fahrzeug war
außerdem die im Vergleich zum regulären Citaro etwas markantere Optik mit
veränderter Frontschürze, Dachschürzen, abweichend gestalteten
Radausschnitten und optisch heruntergezogenen Fensterlinien. Das erste Bild
[> Fotokiste] zeigt einen Vorführwagen in der typischen CapaCity-Optik.
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG setzt seit August 2008 die ersten vier in
Deutschland regulär im Linieneinsatz verwendeten CapaCity ein, wobei die
Wagen für zunächst ein Jahr beim Hersteller gemietet sind, um
Praxiserfahrungen zu sammeln. Zum Einsatz kommen sie überwiegend auf der
Linie 81, auf der in den Spitzenzeiten trotz eines 10-Minuten-Takts reguläre
Gelenkbusse an ihre Kapazitätsgrenze stoßen. Die Stuttgarter Fahrzeuge
wurden dabei in der von Mercedes serienmäßig angebotenen normalen
Citaro-Optik beschafft, wie das zweite Bild mit einem der Wagen beim
Verlassen der Endstelle Dürrlewang zeigt. Optional ist weiterhin das
sogenannte "Design-Kit" mit der CapaCity-spezifischen Optik erhältlich
Im Betrieb sind die Fahrzeuge bisher sehr unauffällig, es gibt kaum Probleme
mit der größeren Länge. Der Wendekreis ist gleich groß wie jener der
normalen dreiachsigen Gelenkbusse, nur das Heck schwenkt wegen der gelenkten
vierten Achse spürbar weiter aus (allerdings nicht so massiv wie bei den
dreiachsigen 15-Meter-Solowagen). Da die Stuttgarter Fahrzeuge über nur drei
Türen verfügen, gibt es auch an kürzeren Haltestellen keine Probleme mit der
sonst sehr weit hinten liegenden vierten Tür.
Inzwischen haben auch weitere Betriebe in Deutschland CapaCity beschafft,
allesamt in der normalen Citaro-Optik: Einer fährt im Großraum Osnabrück,
fünf Stück laufen im Stadtverkehr Tübingen.
> Die größte Anzahl (um die 150 ?!) fahren übrigens in Istanbul.
Istanbul war der allererste Kunde für den CapaCity: Dorthin wurden 2007 die
ersten 50 und 2008 weitere 100 geliefert, nochmals 100 Exemplare folgen
2009. Die Wagen wurden in der silber-schwarzen CapaCity-Optik beschafft und
verkehren auf einer inzwischen 29 Kilometer langen sogenannten "Bus Rapid
Transit"-Linie, also einem hochwertigen Busverkehr auf Eigentrasse.
Um den Marktüberblick überlanger Gelenkbusse noch abzurunden: Auch MAN hat
einen vierachsigen Gelenkbus entwickelt, der es sogar auf 20,5 Meter Länge
bringt. Allerdings wurden lediglich 2007 drei Exemplare nach St. Gallen in
der Schweiz verkauft, bevor der Lion's City GXL der umfassenden
Sortimentsstraffung bei MAN schon wieder zum Opfer fiel und heute nicht mehr
angeboten wird. Solaris hat ebenfalls aus dem Baukasten einen vierachsigen
Urbino-Gelenkbus konstruiert, der interessierten Verkehrsunternehmen
angeboten werden kann, aber bislang noch nicht gebaut wurde.
Wie von Baron schon erwähnt, gibt es dann noch die 24 Meter langen
Doppelgelenkbusse - namentlich den Van Hool AGG 300, der in Deutschland in
24 Exemplaren in Hamburg und in sieben Exemplaren in Aachen sowie in den
Benelux-Staaten im Einsatz ist, sowie den Volvo 8500, der in Europa bislang
nur in Göteborg beschafft wurde.
> Clemens:
>
> der glaubt, dass selbst e)(3achsige Busse mit
> 15 m) erst in etwa in den
> letzten 10 Jahren geschaffen wurde, den
> ersten 15m-Bus sah ich 1997 oder 1998 in
> Salzburg
Ja, die 15-Meter-Bus-Welle begann 1996 mit dem Neoplan N 4020, Setra folgte
mit dem S 319 NF und Mercedes und MAN zogen erst 1998/1999 mit der nächsten
Fahrzeuggeneration in Form von Citaro L und A25/A26 nach. Nach wenigen
Jahren war der "Hype" aber auch schon wieder vorbei, viele Betriebe kauften
nur geringe Stückzahlen und danach nie wieder. Größter Abnehmer von
15-Meter-Wagen in Deutschland waren die Berliner Verkehrs-Betriebe, aber
auch hier endete die Beschaffung bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends.
In den letzten beiden Jahren konnte v.a. Mercedes tendenziell wieder etwas
mehr Dreiachser-Solowagen verkaufen als zuvor, aber die Stückzahlen sind
absolut gesehen weiterhin gering. Bei MAN wird der A25/A26 offiziell
ebenfalls nicht mehr angeboten, soll aber wohl fallweise noch erhältlich
sein.
Viele Grüße,
Manuel
(der hofft, nicht gelangweilt zu haben)
---
Manuel Bosch | Besigheim
manuel.bosch@niederrheinbus.de
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