Gerald Svetelsky:
> Nun zu deiner Frage: Nehmen wir an, der Lichtbogen war genau an der
> Grenze dessen, bevor der thermische Schutzschalter im Unterwerk auslöst,
> also etwa 2,5 kA. Dann hast du eine Leistung von 1,5 MW, und das über
> einen längeren Zeitraum. Da fängt alles zu brennen an, und ich meine
> "alles", sogar Aluminum. Gleichzeitig ist die Hitze im Umkreis enorm: Im
> Abstand von einem Meter ist es immer noch so heiß, dass sich Holz
> explosionsartig entzündet, in zwei Metern Entfernung entzündet sich Holz
> nach etwa einer Minute.
>
> Klärt das deine Frage?
Jein. Die Hitzeentwicklung hängt ja auch von der Intensität und der Länge
eines Lichtbogens ab. Und da der Zug ja im Freien gestanden und der Lichtbogen
am Dach aufgetreten ist, konnte also ein Großteil der Wärme nach oben
entweichen.
Was ich grundsätzlich nicht verstehe, ist folgendes:
o) Entweder hat die herabhängende Oberleitung Metallteile des Waggons
berührt - dann müsste der Strom direkt über den Wagenrahmen abgeflossen
sein, also praktisch ein Kurzschluß, und der Schutzschalter hätte abschalten
müssen.
o) Oder die Oberleitung wäre auf einem isolierten Teil des Daches gelangt -
dann hätte sich kein Lichtbogen bilden dürfen.
Ist ein Lichtbogen einmal da, bleibt er unter gleichbleibenden Umständen
auch bestehen - aber zum "Zünden" braucht es einen entsprechend Stromfluß,
und bei einer relativen geringen Spannung von 600V bedeutet das praktisch
einen Kurzschluß, um die notwendige Stromstärke dafür zusammenzubekommen.
> Noch etwas: Sagt dir der Begriff "Feuersturm" etwas? Das ist die
> Ausbreitung eines Großbrandes allein durch Hitzstrahlung. Beispielsweise
> bei einem Waldbrand fangen Bäume im Abstand von 10 - 20 Metern zu den
> Flammen einfach von selbst zu brennen an. Noch im Abstand von 300 Metern
> kannst du dir an ungeschützten Hautflächen Verbrennungen
> zuziehen! (Das ist einem Arbeitskollegen in Griechenland passiert, der
> schließlich sein Hotel verlassen musste.)
Bei einem Waldbrand ist der Brandherd aber auch wesentlich größer, als
bei einem Lichtbogen, wo die Hitzeentwicklung zwar höher, aber auf einen
kleineren Bereich reduziert ist. Du schreibst ja selbst von einem "Großbrand",
aber das ja hier wirklich nicht der Fall. Das Feuer war auf das innere des
TW beschränkt.
Der Wagen ist aber komplett ausgebrannt - die Sitzflächen zB. sind nicht etwa
angekohlt, sondern vollständig verbrannt. Das heißt, in dem Fahrzeug muss
es Temperaturen um die 1000° gehabt haben, sondern wäre eine derartige
rückstandslose Verbrennung innerhalb weniger Minuten nicht möglich. Und da
frage ich mich eben, wie diese Temperatur innerhalb des gesamten Fahrzeugs,
wo ja zunächst eine ganz normale Raumtemperatur geherrscht hat, in dieser
kurzen Zeit zustande gekommen ist. Der Lichtbogen hätte sich ja da über das
ganze Fahrzeug erstrecken müssen, um das zustande zu bringen. Dafür war aber
die vorhandene Leistung viel zu gering.
Wie ist es möglich, ein Fahrzeug mit diesem Raumvolumen in derart kurzer
Zeit auf eine solche Temperatur zu bringen?
Leider sind die genaueren Umstände (zB. wo genau der Fahrdraht am Wagen
angekommen ist, wie lange der Lichtbogen war, wo er seinen Ausgang genommen
hat, usw.) nicht bekannt. Ich würde die Entwicklung eines solchen Brandes
jedenfalls gerne einmal in einer Simulation sehen.
Hatte dieser Vorfall eigentlich Konsequenzen auf die weitere Entwicklung
von Straßenbahnfahrzeugen?
LG, Ferry
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Ing. Ferry Bolhar-Nordenkampf
A-1010 Vienna / AUSTRIA
E-mail: bol@adv.magwien.gv.at
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