[stvkr-a-fotos] Re: Vorschriften

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Stefan Schedl wrote:
> Besonders die grazer Wuppertaler interessieren mich sehr, da die (zumindest
> äußerlich, abgesehen von den paar mehr Achsen ;)) den C1 sehr ähnlich sehen.
> Gibts dazu irgendwelche Infos im Netz und Bilder mit innen- und
> außenansichten?

Anbei ein Text über die 550 von der CD "100 Jahre elektrische
Straßenbahn in Graz" und eine Wagenübersicht

>>>>
Triebwagen Serie 550 (Wuppertaler)

Genau 13 bzw. 10 Jahre liegen zwischen den Daten: Am 30.5.1984 traf der
erste der aus Wuppertal angekauften Triebwagen (TW 3806 - GVB Nr. 551)
per Bahn am Bahnhof der Graz-Köflacher-Bahn ein, am 30.5.1997 wurde der
TW 566 zum letztenmal auf der Linie 4 im Personenverkehr eingesetzt und
am 30.5.1987 wurde in Wuppertal die Straßenbahn eingestellt!

Zu Beginn der 80er Jahre hatte sich die Wagensituation der Grazer
Straßenbahn bedrohlich zugespitzt. Über 50% der täglichen
Verkehrsleistung wurde von den alten in den Jahren 1949/51 beschafften
2-Achs Garnituren der Reihen 200/300B erbracht. Da diese Fahrzeuge aber
nachkriegsbedingt einen Holzkastenaufbau hatten, drängte die
Aufsichtsbehörde auf eine baldige Außerdienststellung dieser Typen.
Aufgrund der sehr angespannten finanziellen Situation sahen sich die GVB
außer Stande Neuwagen anzuschaffen und es drohte - trotz fieberhafter
Suche nach geeigneten gebrauchten Triebwagen - im Falle eines Mißlingens
eine drastische Reduzierung des Verkehrsangebotes der Grazer
Straßenbahn. Da kam der Einstellungsbeschluß der Wuppertaler Straßenbahn
Ende 1983 den GVB gerade recht. Ein besonderes Kriterium bei der
Wagensuche war (wie heute bei den künftigen Niederflurtriebwagen) eine
Wagenbreite von 2,20 m, welche durch den geringen Grazer
Gleismittenabstand besonders in der Innenstadt vorgeben ist, und von den
aus Wuppertal gekauften Wagen erfüllt wurde.

Der Kaufpreis für die 21 achtachsigen Gelenktriebwagen Reihe 3800 war im
Vergleich zu einem Neuwagen sensationell günstig und betrug pro Wagen
rund ATS 350.000.-. Für die vier 2+2-achsigen Gelenkwagen der Reihe 3400
wurden insgesamt ATS 280.000.- bezahlt.

Übernommen wurden folgende drei Triebwagentypen:
8-Achs Gelenktriebwagen 3801 - 3816 :
Diese Triebwagen wurden 1953/55 als Großraumvierachs TW für den
Einrichtungsbetrieb von DÜWAG an Wuppertal ausgeliefert und in den
Jahren 1958/63 in achtachsige Gelenktriebwagen umgebaut. Die Länge
dieser Wagen beträgt 26,65 m mit einem Platzangebot von 54 Sitzplätzen
und 97 Stehplätzen. Die beiden längsliegenden Hauptstrom-
Doppelflansch-Motoren der Type AEG USC 0501 einer Stundenleistung von je
100 kW (teilweise auch mit Motoren der Type AEG USC 5460 zu 110 kW)
treiben über die Getriebe die Achsen des ersten und des letzten
Drehgestelles an. Das Wagengewicht beträgt 27,5 t. Nicht umgebaut wurde
der TW 3805 (vorgesehene Grazer Nummer 561), da dieser beim Verladen in
Wuppertal einen Gelenkschaden erlitt und in Graz als Ersatzteilspender
verwendet wurde.

8-Achs Gelenktriebwagen 3817 - 3821 :
Die von DÜWAG neugebauten Einrichtungsgelenktriebwagen wurden im
Sommer/Herbst 1960 in Dienst gestellt und hatten wegen ihrer breiten den
PCC-Wagen angelehnten Frontpartie den Spitznamen "Dickköppe". Die Länge
der Wagen beträgt 25,64m und das Wagengewicht 27,5t. Diese Wagen hatten
in Graz das gleiche Platzangebot wie die vorher beschriebene Type. Diese
Reihe war einheitlich mit Motoren der Type AEG USC 5460a mit einer
Stundenleistung von 110 kW ausgerüstet. Der TW 3822 (1978 ex 8022) wurde
1983 noch in Wuppertal verschrottet.

2+2-Achs Zweirichtungsgelenktriebwagen: Weiters wurden die vier noch
vorhandenen TW der Reihe 3400 (3401, 3403, 3404, 3407; 1.1.1979 ex 4001
- 4008), welche DÜWAG 1961 für Wuppertal baute, als Zusatzgeschäft nach
Graz geliefert. Diese TW waren Zweirichtungsgelenktriebwagen (Länge
21,10m), die auf neuen Zweiachsfahrgestellen mit schwebendem Mittelteil
gebaut wurden. Der Wagenkasten wurde neu gebaut und es konnten noch
elektrische Komponenten ausgeschiedener alter 2-Achs Wagen mitverwendet
werden. Aufgrund der bemerkenswerten Laufeigenschaften bürgerte sich in
Wuppertal der Name "Schüttelrutschen" ein. In Graz wurden nur mit dem TW
3403 Ende März 1988 Probefahrten unternommen, die aber zum Schluß
führten, daß ein Umbau zu teuer kommen würde, und so wurden alle vier TW
im Februar 1990 verschrottet. Diese Wagen wurden betriebsintern mit den
Grazer Betriebsnummern 572 - 575 geführt, die aber nicht an den Wagen
angeschrieben wurden.
---------

Wenn auch die übernommenen 8-achsigen Gelenktriebwagen nur unwesentlich
jünger waren als die damals ausgeschiedenen Grazer 2-Achs Garnituren
stellten diese doch eine wesentliche Komfort- und Kapazitätsverbesserung
dar und prägten das Grazer Stadtbild.
Der erste Wuppertaler - der TW 3806 - traf am 30.5.1984 wie auch die
übrigen TW per Bahn in Graz am Graz-Köflacher-Bahnhof ein und wurde in
der Nacht zum 2.6.1984 auf die GVB-Geleise überstellt. Die weiteren
Triebwagen folgten je nach Streckeneinstellung in Wuppertal und
erhielten chronologisch (ausgenommen Reihe 3400) nach deren Eintreffen
die Grazer Betriebsnummern 551ff (siehe Tabelle).
Sehr rasch wurden die TW an die Grazer Gegebenheiten angepaßt. Neben der
Hauptrevision wurden Neonröhren für die Beleuchtung, die Verkabelung für
den Anschluß vor Fahrscheinentwertern, Weichenschalter, neue
Trittstufen, die Kinderwagenschaltung für die zweite Türe (schließt nach
Löschen der Freigabe), ein Thermostat für die Heizung, ein
handbetätigtes Brosezielband und Halterungen für die Zielschilder am
Heck, der Einbau der Funkeinrichtungen, die Änderung der Blinkanlage,
der Brems- und Schlußleuchten und eine neue Palette am Stromabnehmer
eingebaut. Bis zum TW 563 wurden die TW, welche in Wuppertal beige/grün
lackiert waren, im Grazer Grün zwischen der Fensterpartie und der
Schürze lackiert. Die TW 554, 557, 558 und 562 erhielten eine komplette
Neulackierung, da diese teilweise in orange/blauer Lackierung überstellt
wurden. Ab dem TW 564 erhielten die Wuppertaler die neue Grazer
Lackierung mit der hellgrünen Bauchbinde. Im Laufe der Jahre wurden
folgende weitere Einbauten noch getätigt: Blinkleuchten vorne,
Tellerkupplungen, Windschutz für den Fahrer und Führerstandheizung,
Außenlautsprecher, Haltewunschspeicherung an den Türen und neue
Rücklichter. Außerdem war die Bedienung von Sand- und Schienenbremshebel
in Wuppertal getrennt. Der Sandhebel mußte nach links geschoben werden
und löste den Schienenbremshebel aus. Getrennt mußten beide Hebel wieder
gelöst werden. Im Rahmen der Umbauten wurden diese beiden Hebel
zusammengelegt und damit die Bedienung vereinfacht.
Schwierigkeiten durch Achsbrüche, welche auch schon beim Betrieb in
Wuppertal aufgetreten sind, ergaben sich durch die Vollmetallräder. Nach
zwei Achsbrüchen mitten in der Innenstadt - TW 553 (Linie 4) am
26.8.1985 in der Herrengasse und TW 552 (Linie 4) am 3.5.1986 auf der
Einfahrtsweiche am Jakominiplatz - wurden alle TW mit neuen
gummigefederten Radsätzen ausgerüstet. Die ersten TW mit neuen Radsätzen
ab 1987 waren die Wagen 555 und 562, die dann von der Tagespresse
"Flüsterwagen" genannt wurden; zuvor aber zu unrecht als Altmetall aus
Deutschland bezeichnet wurden!
Nachdem die behördlichen Genehmigungen eingeholt und die
Personaleinschulung abgeschlossen waren, konnte der TW 551 am 9.11.1984
erstmals auf der Linie 4 als zweiter Kurs in Betrieb gehen. Diesem
folgte am 1.12.1984 der TW 552 ebenfalls auf der Linie 4 als vierter Kurs.
Betrieblich vom Personaleinsatz her gesehen war der Einsatz der
Wuppertaler Triebwagen bei Wagenneueinteilungen, beim Tausch von
Triebwagen oder beim Dienstplan problematisch. Da die aus Wuppertal
gekauften Triebwagen keinen elektronischen Gleit- und Schleuderschutz
hatten, durften die auf dieser Wagentype eingeschulten Fahrer/innen
nicht mit den anderen in Graz im Dienst stehenden Triebwagen fahren.
Dieser Umstand änderte sich erst 1988/89 mit dem Kauf der 17 Triebwagen
aus Duisburg (8-Achs Type "Mannheim"), die keine Fußwertgeber sondern
Handwertgeber haben und somit von den auf die Wuppertaler Type
eingeschulten FahrerInnen auch gefahren werden durften.
In drei aufsehenerregende Unfälle waren die Wuppertaler in Graz
verwickelt: Am 29.1.1986 stieß auf der ampelgeregelten Kreuzung bei der
Andritzer Maut der TW 554 (Linie 4) mit einem Feuerwehreinsatzwagen
zusammen und am 24.11.1993 stieß der TW 604 (Linie 3) wegen einer falsch
gestellten Weiche gegen den aus der Schleife am Hauptbahnhof
ausfahrenden TW 552 (Linie 6). Bei einem Auffahrunfall am 17.10.1995
durch den TW 506 (Linie 7) auf den TW 559 (Linie 6) in der Annenstraße
wurde dieser schwer beschädigt.
Der Wageneinsatz der Wuppertaler, die alle Jahre hindurch in der Remise
Steyrergasse beheimatet waren, erfolgte von 1984 bis 12.10.1986 primär
auf der Linie 4. Ab 13.10.1986 wurden diese auch auf der Linie 6, dem
zweiten Haupteinsatzgebiet dieser Type, eingesetzt. Weiters wurden auch
Früheinschübe auf den Linien 1, 3, 5, E6 sowie generell alle
Einschubwagen mit Wuppertaler Wagen gefahren. 1986 und 1987 liefen diese
auf der Allerheiligenlinie 15 und von Herbst 1991 bis Herbst 1995 auch
auf der Messelinie 14. Im Juli 1987 wurden diese auf der Linie 3 an
Werktagen eingesetzt, da die Linie 6 wegen Bauarbeiten nicht befahren
konnte. Keine planmäßigen Einsätze gab es auf der Linie 7, dennoch
konnten außerplanmäßig Wuppertaler auch dort beobachtet werden. Ihren
Rückzug aus dem Personenverkehr traten diese Wagen ab November 1993 an,
als bei einigen Wagen Isolationsschäden durch die Stoffummantelung der
stromführenden Kabel auftraten, die im Extremfall zu Kurzschlüssen
führen könnten. Nur beim TW 551 kam es am 2.4.1997 zu einem Kursschluß
mit nachfolgendem Kabelbrand, aber auch nur deshalb, weil eine zu
gründliche Wageninnenreinigung am vorhergehenden Tag offensichtlich zu
naß ausgefallen war!
Bis 5.7.1996 wurden die letzten drei Wuppertaler (551, 562 und 566) auf
der Linie 6 eingesetzt, ab 9.9.1996 auf der Linie 4 und nochmals mit
kurzen Einsätzen während der Weihnachts- und Semesterferien 1997 auf der
Linie 6. Am 30.5.1997 erfolgte der letzte Einsatztag des TW 566 auf der
Linie 4 als 1. Kurs. Mit dem Einzug dieses TW um 18.47 Uhr in die Remise
I ging die Ära dieser schönen und geräumigen Wagentype, die sich durch
eine hohe Betriebsverläßlichkeit und eine sehr geringe Ausfallsquote im
Vergleich zu den anderen in Graz fahrenden Wagentypen auszeichnete, zu Ende.

Der TW 566, der als einziger noch einsatzfähig ist, wurde am 4.12.1997
nach erfolgter Neulackierung nach Mariatrost überstellt und dem
Tramwaymuseum Graz überlassen. Dieser Wagen steht künftig für
Sonderfahrten zur Verfügung.
Die restlichen 14 Triebwagen waren vor ihrer Verschrottung (15.10.1997
bis 5.11.1997) zum Großteil im Freigelände der Remise I abgestellt.

Für den Umbau der vier Triebwagen der Reihe 260 in die Reihe 580 wurden
4 Mittelteile ausgeschiedener Wuppertaler Triebwagen (552, 559, 560 und
570) verwendet.

--
Georg Hofer
GRAZ - Austria

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