Neue Fahrleitung soll Versorgung der Straßenbahn sichern
Stadtplanung – Der Heag geht der Strom aus
» mehr Bilder Bald vorbei: Noch hängt die Oberleitung der Straßenbahn in der Rheinstraße ziemlich unscheinbar an den Hausfassaden. Im kommenden Jahr jedoch sollen hier Masten aufgestellt werden. Für die Hängelampen gibt es dann eigene Masten. ?
Heag-Mobilo will nach und nach die Oberleitung der Straßenbahn in Darmstadt verstärken. Den Anfang macht die Rheinstraße. Dort sollen dann Masten die bisherigen Wandanker ersetzen. Außerdem werden bis 2019 fünfzehn neue Straßenbahnen angeschafft.
DARMSTADT. Der Boiler heizt, der Fernseher dudelt, im Ofen backt der Kuchen und jetzt wird auch noch der Fön eingeschaltet – peng! macht’s und die Sicherung fliegt raus. Bei der Heag heißt das Notabschaltung. Die Gleichrichter in den Unterwerken – den Energiestationen für die Fahrstromversorgung – gehen vom Netz, wenn ihnen zuviel Leistung abverlangt wird. Das Stromnetz der Straßenbahn ist plötzlich überlastet: Das, so klagt die Heag, passiert mit zunehmender Häufigkeit. Setzen die Gleichrichter aus, ist gleich ein ganzer Streckenabschnitt ohne Saft. Folge: Alle Züge bleiben stehen.
Fahrgäste bleiben zurück Doch die Heag will nicht nur, dass der jetzige Betrieb läuft. Sie richtet sich auf steigende Nachfrage ein und will bis 2019 fünfzehn neue Straßenbahnen kaufen. Die Fahrgastzahlen steigen; heute schon sei es so, dass immer öfter Passagiere wegen voller Züge an der Haltestelle zurückgelassen werden und auf die nächste Bahn warten müssen.
Offenlage Die Pläne zur neuen Oberleitung in der Rheinstraße können bis 9. März m Technischen Rathaus, Bessunger Straße 125, Block D, Zimmer 203, eingesehen werden; montags bis donnerstags 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 12 Uhr. Einwendungen sind bis 23. März an den Magistrat oder das Regierungspräsidium zu richten.
Anders gesagt: Der Betrieb fährt an der Kapazitätsgrenze, bei den Triebwagen wie bei der Energie. Als erste Maßnahme lässt die Heag ihre modernsten Fahrzeuge mit gedrosselter Leistungsnahme laufen: 800 statt 1100 Ampère. Die künftigen Züge werden aber bis zu 1300 Ampère aus dem Netz ziehen können. Sie werden spurtstärker sein, so dass der Takt der Bahnen verdichtet werden kann.
Und dafür muss mehr Strom durch die Leitung fließen. Das wiederum erfordert dickere Leitungen. Die bisherige Oberleitung hat innerstädtisch einen Querschnitt von 100 Quadratmillimeter. Künftig sollen es 120 Quadratmillimeter sein, und dies nicht mehr als flachgezogener Draht, sondern als sogenannte Hochkette – die Fahrleitung ist mit einem darüber gespannten Tragseil verbunden, wie bei der Eisenbahn.
Der Austausch der Oberleitung soll nächstes Jahr zwischen März und Dezember in der Rheinstraße beginnen, auf einem 1,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Grafenstraße und der Haltestelle Berliner Allee. Nettokosten: 2,05 Millionen Euro. Das Vorhaben befindet sich in der Planfeststellung, die vom Mannheimer Ingenieurbüro Habermehl-Follmann erstellten Pläne können bis 9. März im Technischen Rathaus eingesehen werden.
In der Rheinstraße passiert freilich mehr als nur der Austausch der Leitungen.Traditionell sind Straßenbahn-Oberleitungen in Innenstädten an Wandankern („Rosetten“) aufgehängt. In der Dieburger Straße kann man an den Hausfassaden noch heute sehen, dass dort einmal die Linie 6 langfuhr. Doch die Zeit der Rosetten läuft ab. Wesentliche schwerere Fahrleitungssysteme, so wie sie nun in der Rheinstraße vorgesehen sind, müssen an Masten aufgehängt werden. „Das wird auch von den Technischen Aufsichtsbehörden gefordert“, heißt es im Stadtplanungsamt. „Dort will man die Wandanker überhaupt nicht mehr.“
„In München macht man das sensibel“ Die Verkehrsbetriebe reagieren auf die Anforderungen unterschiedlich. „In München macht man das ganz sensibel. In Duisburg dagegen haben sie Hochkette durch die ganze Stadt gezogen; die kennen da nichts.“ Die hiesige, beim Regierungspräsidium angesiedelte Technische Aufsicht gilt als streng. Man sei schließlich in einem Erdbebengebiet, wird dort gesagt. Deshalb müssten stabile Masten her.
Wie so etwas aussieht, kann man sich in Arheilgen betrachten. Im Zuge des Projekts „Neue Wege“ wurden in der Frankfurter Landstraße wuchtige Pylone gepflanzt, zwischen denen die neue Hochkette gespannt ist. Neue Wege: So wie hier in der Frankfurter Landstraße soll es künftig auch in der Rheinstraße aussehen – eine als Hochkette geführte Fahrleitung, die von massiven Masten gehalten wird. ?Foto: Guido Schiek
In der Rheinstraße ist vor allem der Abschnitt zwischen Neckar- und Grafenstraße problematisch. Dort verschwinden achtzehn Wandanker und werden durch zwölf Großmasten ersetzt. Laut Habermahl ist ein Mastabstand von 55 Meter möglich. Die neuen Maste sollen auch Verkehrsschilder und Beleuchtung tragen. Das hat aber bereits rund ums Schloss nicht funktioniert. Da die Stadt einen Leuchtkörperabstand von nur 30 Meter verlangt, muss es entweder weitere Masten geben, oder die Seilleuchten (Soffitten) brauchen eine extra Verspannung.
„Ortsbild wird nicht beeinträchtigt“ Über die Folgen wird im Internet bereits diskutiert. Sind die Bürgersteige in der Oberen Rheinstraße überhaupt breit genug, um solche Masten aufzustellen? Wird der Fahrradverkehr behindert? Und was ist mit der optischen Wirkung? Um die brauche man sich keine Sorgen zu machen, heißt es in den Planunterlagen von Habermehl-Follmann. „Das Ortsbild ist bereits anthropogen überformt. Durch den Bau und Betrieb der Fahrleitungsanlage kommt es zu keiner Beeinträchtigung des Ortsbilds.“ Auf Deutsch: Wo der Mensch eh schon mal hingelangt hat, kann es auch nicht schlimmer werden.
|
|
KOMMENTARE | Von: Baulibauer | 24.02.2015, 20:16 Uhr
Mastenwald Rheinstraße Wandanker sind keinesfalls verboten. Ihre Erneuerung setzt allerdings intensive Untersuchungen, Planungen und Gespräche mit den Grundstückseigentümern voraus. Bequemer ist es da einen Mastenwald zu errichten. Was würde wohl der Gestaltungsbeirat dazu sagen, wenn man ihn gefragt hätte? | Von: Fahrradfahrer | 24.02.2015, 22:53 Uhr
Fotodokumentation der Mast-Standorte Wo die neuen Masten stehen sollen, kann einer Fotodokumentation entnommen werden.
Diese ist hier veröffentlicht:
http://www.verkehrswende-darmstadt.de/rheinstrasse-masten-auf-gehweg-ge…
Die Masten sollen mitten auf dem Gehweg stehen. Ich werde jedenfalls eine Einwendung dagegen schreiben. Das ist bis 23. März möglich.
| Von: Adolar | 24.02.2015, 22:54 Uhr
Die praktische Stadtgestaltung erfolgt nicht von Beiräten, sondern durch Preßlufthämmer, Beton und Stahlkolosse, die von Bauingenieuren aufgrund technischer Zwänge "eingebracht" werden. Das ist nicht als Kritik am Ingenieurwesen gemeint - es macht jeder seinen Job.
Aber wie siehts dann aus.....
Diese Maßnahme ist äußerst strittig. Wenn der Beirat wirklich nicht damit befaßt wurde, zeigt das mal wieder, daß die wirklich bedeutenden Sachen von dort - absichtlich oder nicht - ferngehalten werden. Noch viel schlimmer wäre allerdings, wenn das Bau- und Planungsdezernat, das ja die Planung veröffentlicht hat, nicht erkannt hätte, wie das in das Straßenbild reinhauen wird.
| Alle 3 Kommentare lesen |
Neue Fahrleitung soll Versorgung der Straßenbahn sichern
| |
| | | | | | | |
| Neue Fahrleitung soll Versorgung der Straßenbahn sichern Heag-Mobilo will nach und nach die Oberleitung der Straßenbahn in Darmstadt verstärken. Den Anfang macht die Rheinstraße. Dort sollen dann Masten die bisherig... |
| |
| Auf www.echo-onlin... anzeigen | Vorschau nach Yahoo |
| |
| |