Heute habe ich eine kleine Expedition zur USTRAB gemacht. Die soll ja zwecks
Arbeitsbeschaffung ein wenig hergerichtet werden. Nun, prinzipiell keine
schlechte Idee, aber mit ein paar neuen Fliesen ist es leider eher nicht
getan.
Die Strecke vom 62er über Schönburgstraße- Laurenzgasse- Kliebergasse-
Matzleinsdorferplatz war seinerzeit mein täglicher Schulweg, entsprechend
wenig spannend kam mir die Strecke damals vor. Was mich damals auch nicht
störte war das Glücksspiel, in welcher Haltestelle der nächste passende Zug
einfahren würde. Ich war gut zu Fuß und konnte rechtzeitig zum richtigen
Bahnsteig laufen, wenn am Matz ein 65er vor dem 62er ankam (war eine
Wahrscheinlichkeitsrechnung: die Chance auf 62 oder WLB bzw 18 als Notlösung
war höher als ein 65er). Tatsächlich ist die ganze Konstruktion aber eine
einzige Zumutung und verplant von hinten bis vorne. Durch die Bahnsteige vor
der Verzweigung statt danach ist die Benutzung ein Geduldspiel - auch heute
noch, in Zeiten von RBL-Wartezeitanzeigen; die hängen natürlich nicht im
Verteilergeschoß, sondern am Bahnsteig, wo sie wesentlich weniger bringen.
Die nachträglich eingebauten Aufzüge machen das ganze vor allem am Matz
endgültig unübersichtlich. An der Oberfläche sind sie für den Erstbenutzer
sowieso nicht zu finden, weil sie über das ganze Areal verstreut sind.
Gustostückerl dabei ist der Lift zwischen Autounterführung und
Gürtelfahrbahn (Linie 18+62 Richtung Osten). Welcher Wahnsinn hat die Planer
damals geritten, die USTRAB südlich der Gürtelachse anzulegen? Das ganze ist
eine einfach in die Tiefe gesunkene Oberflächentramway aus den 1950er
Jahren, mit Bahnsteigen vor der
Kreuzung und stur umlaufenden Ampeln. Die ganze Planung ist so armselig (vor
allem im Vergleich zu der ein Stockwerk höher, einige Jahrzehnte früher
gebauten "Ringstraße des Proletariats" mit den herrlichen Gemeindebauten),
dass mir als einzige Sanierungsvariante nur einfällt: Zuschütten!
Die Stationsgrundrisse sind im doppelten Sinn völlig unterirdisch. Verlorene
Höhen und Wege überall, die Planung als Pre-Metro mit später anzuhebenden
Bahnsteigen führen zu 5 sinnlosen Stufen an vielen Stellen.
Selbstverständlich wurden die bei den Rolltreppenerneuerungen nicht
ausgemerzt, die neuen Rolltreppen wurden überall wieder aufs ursprüngliche
falsche Niveau geführt. In der Laurenzgasse wurde die Anpassung durch den
Liftenbau sogar unmöglich gemacht. Und wie die "echte Ubahn" später mal
hätte aussehen sollte würde ich gerne wissen, speziell am Matz, wo man das
Konzept für einen möglichen Endausbau sowieso schuldig geblieben ist.
Weil man beim Bau seinerzeit nicht allzutief gehen wollte führen die
Gleisquerungen unter das Bahnsteigniveau; besonders gelungen zB in der
Blechturmgasse oder Kliebergasse, wo man zuerst 5 Stufen rauf muss, um dann
unter die Gleisebene zu kommen. Am Matz muss der arme Fahrgast die
Gürtel-Autounterführung unterqueren, hier wäre ein richtiges Passagengeschoß
in Ebene -1 wesentlich sinnvoller gewesen. Damit nicht genug wurde der
Zugang von der Reinprechtsdorfer- und Wiedner Hauptstraße geschlossen - man
brauchte den Platz der Stiegenabgänge für eine weitere Autofahrspur.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Lärm - wenn die Züge in der Kliebergasse
die Weichen befahren glaubt man, die Station stürzt ein. Die Gleise liegen
ohne Dämmung direkt auf Beton, ein E2 ist nirgends lauter als am 18er in der
Kliebergasse...
Harald A. Jahn
www.tramway.at - http://www.youtube.com/viennatramway
Letztes Update: 9.3.2009:
Der neue 13er - die schnelle Citytangente
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