Wolfgang Auer schrieb:
> Die Würzburger "Schuhschachtel", auf die Gerald verwies: Hmmmm,
> ok, ein bisserl zum Extrem geführt, dieses Prinzip ;-) Aber wer
> "Eurotram!" (mit ihrer fesselnden, aber dennoch gekünstelten
> Kugelrundungen) sagt, der darf guten Gewissens auch "Würzburg!" sagen.
...
> So. Jetzt hab' ich mich wieder ausgetobt ;-)
Meinst d' das wirklich ernst?
Wenn ja - die Entgegnung:
Eine Straßenbahn muss nicht nur zweckmäßig sein. Schließlich ist sie im
Stadtbild allgegenwärtig, und zwar über Jahrzehnte, und soll daher auch
das Auge erfreuen. Kurz gesagt: Sie soll zum Stadtbild passen, was in
Wien seit der Anfangszeit und sogar mit dem ULF einigermaßen gelang. Da
muss "boxy" kein Widerspruch sein: Auch der M, der weltweit als einer
der schönsten Straßenbahntypen gilt, ist "boxy".
Was es ausmacht, ob "boxy" schön oder hässlich ist, sind Details, wie
Anzahl und Form, Breite und Höhe der Fenster und der Türen sowie deren
Einteilung. Stell dir einen M vor mit drei statt vier Fenstern, die noch
dazu um 25 cm höher sind und, versetze die Türen etwas nach innen und
mache sie um 25 cm schmäler - und schon hast du einen Anwärter auf den
hässlichsten Wagen der Welt!
Offensichtlich setzen manche Straßenbahndesigner aber die Gesetze der
Bildlichkeit außer Kraft, einfach, um billig und rationell bauen zu
können. Dann kommt noch einer und sagt: "Das Liniensignal muss aber
größer / kleiner werden," und die Hässlichkeit ist perfekt.
Eines der wichtigesten Kriterien ist nach wie vor der "Goldene Schnitt".
Dies bedeutet die Einteilung nach der 1/3-2/3-Regel. Mache zwei Fotos:
Eines mit dem Gegenstand der Begierde genau in der Mitte ohne Achtung
auf den Hintergrund und ein zweites - das etwas asymmetrisch ist, z.B.
Häuserfront endet 1/3 vom rechten Bildrand, Himmel endet 1/3 vom oberen
Bildrand, Straßenbahn befindet sich vorwiegend im linken Drittel - und
schon hast du ein "ist das aber schön"-Foto, während das erste jeder als
"passables Amateur-Urlaubsbild" bezeichnet.
Grüße, Gerald